Es sind schon fast 4 Wochen vergangen und ich habe noch kein Wort über meinen Sri Lanka-Aufenthalt verloren. So relaxed bin ich hier. 😉
6 Wochen Sri Lanka – allein die Vorstellung war schon Erholung pur. Dabei war es anfangs gar nicht meine Intention in eines der vielen Ayurveda-Resorts einzuchecken, die wild aus dem fruchtbaren singhalesischen Boden sprießen.
Kurz vor Abflug hatte ich noch nicht wirklich einen Plan, was ich in Sri Lanka diesmal machen wollte. Gesundheitlich angeschlagen und gedanklich im Kreis drehend, erschien mir eine 2-wöchige Pause vom Alltag als gerade recht. Fernab von Zuhause, ohne jegliche Ablenkung, alleine einfach mal etwas für sich tun. Gesagt, gesucht, gebucht.
Ayurveda also. Das Wissen vom Leben, wie es übersetzt heißt, sollte mich 2 Wochen lang begleiten. Ganz unvorbereitet war ich jedoch nicht, da meine Mama ja Ayurveda Therapeutin ist. 🙂
2 Wochen kein Fleisch, kein Alkohol, tägliche Anwendungen, Yoga und Arzt-Konsultationen warteten auf mich sowie eine Vielzahl an Medikamenten, von denen man nur selten den Hintergrund kannte.
Sagen wir mal so… man musste sich darauf einlassen können. Nicht alles konnte in dem Maße erklärt werden, wie es dem Deutschen lieb gewesen wäre. So viel jedoch vorweg: Es war eine wirklich tolle Zeit.
*Kleiner Exkurs, bevor es losgeht: Jeder ist eine Kombination aus den drei Typen Vata, Pitta und Kapha, wobei häufig ein Typ überwiegt. Im Ayurveda werden neben körperlichen Merkmalen auch psychische Ausprägungen den jeweiligen Typen zugeordnet. Vata hat zum Beispiel typischerweise trockene Haut und ist vom Gemüt her eher hibbelig. Wenn der Körper krank ist, wird diese Krankheit auch einem der Typen zugeordnet, der aus der Balance geraten ist. Mit den Behandlungen und Medikamenten wird versucht, diesen Typ wieder ins Gleichgewicht zu bringen.*
Nach der Erstkonsultation beim Arzt und der Bestimmung der eigenen Konstitution – bestehend aus: Vata, Pitta, Kapha – bekam ich einen Diätplan und einen Sack voll Medikamente kommentarlos in die Hand gedrückt. Alles klar, dachte ich mir. 😀 Die wissen schon, was sie hier tun. Ganz geheuer war es mir dann doch nicht und außerdem interessierte mich, wofür die ganzen Pasten, Pillen, Elixiere und Puder gedacht sind. Und so fragte ich am nächsten Tag meine Ärztin. Was ich mir auch schnell angewöhnte, denn ähnlich wie bei unseren Ärzten bekommt man selten Antworten auf ungestellte Fragen.
Und es ging auch gleich am 2. Tag schon mit den Behandlungen los. 2,5 h jeden Tag. So recht konnte ich mir nicht vorstellen, was auf mich zukommen sollte. Eigentlich darf man es auch gar nicht laut sagen. Purer Luxus ^^ Jeden Tag Kopfmassage, Ganzkörpermassage und auf die jeweiligen Beschwerden abgestimmte Extra-Behandlungen. Absolut toll! 🙂 Auch wenn es vielen Gästen nach 2 Wochen reichte, ich hätte problemlos noch länger bleiben können. 😉
Wie sah also mein Tagesablauf aus:
Morgens durfte ich mich erstmal so gegen 6:45 aus dem Bett schälen, um um 7 Uhr pünktlich beim Yoga zu erscheinen. Das fiel beim ersten Mal nicht gerade leicht 😀 Dieses unbeschreiblich befreiende Gefühl danach – Yoga bei aufgehender Sonne in der Natur – war jedoch so überzeugend, dass sich mein Hintern an den darauffolgenden Tagen automatisch aus dem Bett schubste. Yoga am Morgen? Definitiv in meine (gerade entstehende) Morgen-Routine aufgenommen.
Zum Thema Verpflegung: Es war quasi eine Vollpension mit vielen ayurvedischen Köstlichkeiten, täglich frisches, lokales Obst (Mango, Papaya, Ananas, diese tollen Mini-Bananen, Jackfruit und alles mögliche, das ich nicht kannte). Es wurde sehr fettarm gekocht – viel mit Kokosnussöl, -milch und -raspel. Fett als Geschmacksträger hat jedenfalls nicht gefehlt und statt einem Weinchen gab es heißes Wasser aus weinähnlichen Gläsern. Und Tee, Tee, Tee… Der Arzt verordnete jedem bestimme Kräutertees, die mal mehr und mal weniger wohlschmeckend ausfielen. Ich wundere mich immer noch, warum ich 2 Mal am Tag den „Ayur Intellect“-Tee trinken musste. Hab ich es echt so nötig? 😀
Das Essen war jedenfalls ein Genuss. Von Lotuswurzeln über Flügelbohnen und Schlangengemüse war alles dabei. 🙂 Ja, schnäubisch durfte man hier nicht sein, denn Experimentierfreude wurde wirklich mit tollen Geschmackserlebnissen belohnt. Fies war nur, das gut bestückte und extrem leckere Dessert-Buffet, das so gar nicht ayurvedisch aussah 😀 und den ein oder anderen Fehltritt verursachte. (Warmer Kokosnuss-Schoko-Kuchen olé)
Ihr dürft euch das so vorstellen: Zum Essen saßen wir alle an unseren Tischchen und hantierten mit Medikamenten und Diätplänen, das wir uns nicht selten vorkamen wie im Seniorenheim. 😀 „Was trinkst du da für einen Tee?“ oder „Ihh… was ist das denn für eine Paste?“ bis hin zu „Musst du wirklich alle diese Medikamente nehmen?“… Das gemeinsame Gesprächsthema war jedenfalls vorprogrammiert 😉 und da es seit kurzem auch nur Ayurveda-Gäste in diesem Resort gab, hatte jeder das gleiche Schicksal.
Die Anlage des Hotels war sehr großzügig gestaltet, von Handtuchreservierungen am Pool weit entfernt, was sehr sehr angenehm war. Ein wunderschöner Pool, das Strandrestaurant sowie Liegen am Strand, der Herbal Garden mit eigenem Gemüse- und Kräuteranbau rundeten die Anlage ab. Die Sauberkeit ließ zwar aus europäischer Sicht etwas zu wünschen übrig, aber das habe ich geflissentlich unter „Unterstützung des Reinigungsprozesses“ abgetan.
Letztendlich ist es eine Kur und kein Urlaub. Dem Körper wird viel abverlangt und deshalb benötigt er viel Ruhe, die man hier auf jeden Fall fand. Viele Gäste verbrachten ihre Freizeit mit lesen, was ich nur bedingt konnte, da ich 2 Wochen lang damit beschäftigt war, meine Gedanken zu sortieren, Ruhe zu finden und abzuschalten.
Insofern: 10 Kreuze, dass ich Zeit und Geld in diese Phase investiert habe. Sie hat mich weiter gebracht als mich 10 weitere Rundreisen hätten bringen können. Um sich vom Alltag abzulenken und neues kennenzulernen, ist es toll, zu reisen. Um sich selbst näher zu kommen, musst du dich mit dir auseinandersetzen und nicht mit deiner Umwelt. In der Ruhe liegt der Schlüssel.
Namaste!
Eine Antwort zu “Meine Ayurveda Experience”
[…] tolle Bild auf dem Gipfel des Adams Peak entstanden ist. 6 Wochen alleine und 2 davon in einer Ayurveda-Kur. Bezüglich meiner weiteren Entwicklung auf jeden Fall mit die bedeutendsten 2 Wochen des […]
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